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Neubau Kantonale Strafanstalt an der Aa in Zug, 1. Rang

Das Gebäude ist Teil der Anlage der Kantonalen Verwaltung an der Aa. Der Garten hinter hohen Mauern stellt das Bild für dieses Projekt dar: möglichst niedrig, reliefartig, mauerartig sehen wir das neue Gefängnis, gleichsam eingebettet, verkantet, verstrebt zwischen den bestehenden Ummauerungen. Die dichte Überbauung Grafenau, auf der Ostseite neu erstanden, gibt dieser räumlichen Idee zusätzliche Begründung. Dieses Haus ist ein Gefängnis. Sein architektonischer Ausdruck soll klarmachen, dass es ein anderer, abgeschlossener Ort ist, dessen Zugänglichkeit sehr kontrolliert ist. Der hohe Anteil an geschlossenen harten Oberflächen, aber auch ihre Gleichmässigkeit soll dieses Bild verstärken. Im Innern sollen vielfältige räumliche Bezüge und ein grosses Angebot an unterschiedlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten die abgeschlossene Welt erträglich machen. 

Differenzierte Aussenräume und  präzis eingesetzte Farben kreieren innerhalb des ‚hortus conclusus‘ eine eigene, in sich geschlossene Welt. Der Zugang zum Gefängnis wird als Einschnitt im Volumen architektonisch artikuliert. Nachdem die Eingangskontrolle passiert ist, durchquert man noch einmal einen Freiraum, den ‚Brunnenhof’. Er interpretiert das Thema der Geschlossenheit eines Gefängnisses und steigert die Qualität der Raumfolgen. In den Obergeschossen entstehen angenehme Erschliessungszonen mit Tageslicht von Aussen und von Innen. Der Obst- und Rosengarten ist ein kontemplativer Raum, dem Speisesaal und den Besucherräumen zugeordnet, der mit Blumen und Düften die Abgeschiedenheit des Ortes betont. Winkelförmig sind die Zellen angeordnet, mit einem Zugangsbereich in der Ecke, welcher Flexibilität garantiert. Mittels einfachem Einziehen von Trennwänden können 5, 6, 7, 8, alle 13, aber auch nur zwei Zellen gruppiert werden. Jeder Trakt verfügt über einen kleinen gemeinsamen Aufenthaltsbereich.

Die Zellen sind nach Norden bzw. nach Osten orientiert. Jede Zelle ist mit einem WC und Lavabo aus Chromstahl ausgerüstet. Ein multifunktionales Möbel (Bett, Ablage, Büchergestell, Garderobe) aus geöltem Birkensperrholz bestimmt im Zusammenspiel mit den farbig lasierten Wänden die Atmosphäre dieser kleinen Welt. Die volumetrischen Fenster, ursprünglich als Kastenfenster ohne Gitter geplant, sind fest verglast und mit einem schmalen seitlichen Lüftungsflügel versehen. Die Tiefe der Leibungen und die Anordnung des Lüftungsflügels stellen eine Barierre für eine allfällige Kontaktaufnahme nach aussen dar. Ein textiler Vorhang, das einzige ‚weiche’ Element im Raum, dient als Sonnen- und Sichtschutz. Die grossflächigen Fenster im Erdgeschoss sind im Unterschied zu den Zellenfenstern aussenbündig angeordnet, auch um ein Erklettern der Fassaden zu verhindern.

 

Im Rahmen des Projekts „Sammlung“ und in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zug brachte der russische Künstler Pavel Pepperstein in einer Blitzaktion im Sommer 2002 einige Wandmalereien am noch unfertigen Bau an.

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